So bezahlen Sie Ihren eigenen Zins!
Ein Interview mit Berthold Schadek, Vorstand der AVAL AG, über die derzeitige Situation am Anlagemarkt.
Herr Berthold Schadek, wie schätzen Sie die Möglichkeiten und den Spielraum der Banken und Sparkassen in der vorherrschenden Marktsituation ein?
Berthold Schadek: Zaubern können Banken und Sparkassen natürlich auch nicht. Das bedeutet in der Praxis, dass sie Ihnen für Ihr Sparguthaben keine attraktiven Zinsen anbieten können, wenn sie diese nicht selbst erwirtschaften können. Etwas anderes können Sie ernsthaft nicht erwarten und mehr zu versprechen ist schlicht nicht seriös.
Das ist die nüchterne Realität der von der Politik verordneten Nullzins Politik. Wer an Wunder in dieser Marktsituation glaubt, wird schnell Opfer von mehr oder weniger seriösen Verkäufern.
Haben Sie selbst schon Erfahrungen mit solch nebulösen Angeboten gemacht?
Berthold Schadek: Überrascht war ich, dass mich die Bank, bei der ich seit vielen Jahren mein Konto habe, anschreibt und mir ein „Sonderangebot“ macht. Sie will mir einen Sparbrief anbieten mit einem Zinssatz, den es nach meinem Wissen im Moment nicht geben kann.
Ich werde hellhörig und will wissen wie die Bank das denn macht. Nach einigen bohrenden Fragen von mir, mit denen ich erfahren will, wo denn dieser Zinssatz, der mir angeboten wird, von der Bank erwirtschaftet wird, stellt sich folgendes heraus: Ich muss den Zins selbst bezahlen.
Was kann man sich als Laie darunter vorstellen, den Zins selbst zahlen zu müssen?
Berthold Schadek: Die Bank bietet mir ein „Kombiprodukt“ an. (Bei einem Verbundgeschäft werde ich ohnehin schon skeptisch) Die Kombination besteht aus einem Fonds und einem einjährigen Sparvertrag. Die Zinsen für den Sparvertrag nimmt die Bank aus dem Ausgabeaufschlag, den ich für für den Fonds bezahlen muss.
Das heißt: Ich zahle bei einer Anlage von 10.000 Euro 500.- Euro und von diesen 500.- Euro bekomme ich 100.- Euro als Zins auf meine 10.000.- Euro Sparbriefanlage. Kurz und knapp: Die versprochenen Zinsen zahle ich mir selbst.
Wie haben Sie auf dieses Angebot reagiert?
Berthold Schadek: Da fehlten mir schlicht die Worte. Wie weit soll die Verdummung noch getrieben werden. Dass wir durch die fehlende Verzinsung in Kombination mit der Inflation systematisch enteignet werden, ist ja schlimm genug.
Jetzt werden wir aber noch für dumm verkauft und in Produktkombinationen getrieben, die im günstigsten Fall kein Mensch braucht aber auch in einem weniger guten Szenario zu weiteren Verlusten führen kann.
Was ist Ihr Rat Herr Schadek?
Es ist Ihr Geld – informieren Sie sich über geeignete Schritte, die Sie jetzt unternehmen müssen um bei einer weiteren Verschärfung der Finanz- und Eurokrise nicht unvorbereitet zu sein. Bei Fragen stehe ich Ihnen gerne jederzeit in einem Gespräch zur Verfügung.
Vielen Dank Herr Schadek für den Einblick und den Erfahrungsbericht!