Die Jugend des Berthold Schadek!
In dieser Interviewreihe mit Berthold Schadek, Vorstand der AVAL AG geht es um “Die Jugendjahre von Berthold Schadek”.
Interviewer: So, vielen Dank Herr Schadek, dass das heute geklappt hat mit dem Interview. Ich denke, dass wir wirklich spannende Sachen herausfinden und erfahren werden. Die ersten Fragen, die ich habe, richten sich an Ihre Person. Und zwar, können Sie mir erzählen, wie Sie aufgewachsen sind?
Berthold Schadek: Verständlicherweise weiß ich das, als ich ganz klein war, nur vom Hörensagen von meinen Eltern beziehungsweise der Verwandtschaft, was mich als Kind dann meistens genervt hat. Ich bin sozusagen noch als Kriegskind geboren und dann das zweifelhafte Vergnügen, mit sieben Monate geflüchtet zu sein aus dem Osten im Januar 1945 bei minus zwanzig, fünfundzwanzig Grad. Und damit ist schon das erste Problem beschrieben.
Meine Mutter hatte dann plötzlich nur noch mich, ein Kissen und sonst nichts mehr. Insofern habe ich auch keinerlei Papiere mehr gehabt. Später wurden dann irgendwelche Ersatzurkunden ausgestellt, sodass ich mich dadurch, durch meine Verwandtschaft unterscheide, dass die sich alle mit CK an dem Schadeck schreiben und nicht mit K.
Irgendein Beamter hat dann später das C vergessen und seitdem gibt es immer wieder Probleme mit der Schreibweise meines Namens.
Interviewer: Führt das ab und an zu Problemen?
Berthold Schadek: Erst letztens habe ich wieder eine E-Mail nicht bekommen, weil der den Namen falsch geschrieben hat. Aber jetzt lachen wir darüber. Es war natürlich eine harte Zeit und insofern ist ja das Thema Flüchtlinge heute, ja, neu auf der Tagesordnung, aber ich habe es am eigenen Leib natürlich verspüren können.
Wir sind dann letztendlich im Westen gelandet, nach vielen, vielen Stationen. Ich glaube, bis zu meinem zehnten Lebensjahr bin ich schon über zwanzigmal umgezogen.
Interviewer: Wo sind Sie dann groß geworden?
Berthold Schadek: Ich bin dann in der Nähe von Göttingen in einem kleinen Dorf groß geworden. Da war die Flüchtlingsquote fünfzig Prozent.
Interviewer: Hatte das Auswirkungen auf Sie?
Berthold Schadek: Das war mein erstes Problem, weil ich war da als Flüchtlingskind unter den Kindern nicht so gut zu sprechen. Da gab es natürlich auch Vorbehalte, so wie das heutzutage auch üblich ist. Aber man muss sich dann halt durchbeißen.
Die Schulzeit war am Anfang mit die schönste Zeit. Ich hatte das Glück, in einem kleinen Dorf in einer Schule groß zu werden, wo acht Schuljahre in einer Klasse unterrichtet wurden.
Interviewer: Wie lief da der Unterricht ab?
Berthold Schadek: In einem Raum. Damit hatte man immer die Möglichkeit zu spicken, was die Älteren da schon so machen. Das Zweite, was mir in Erinnerung geblieben ist, was mir noch heute sehr zugutekommt, ist, dass der Lehrer damals sehr viel Wert auf Kopfrechnen gelegt hat. Wir haben in der Klasse immer Kopfrechnen gemacht.
Und das kann man ein Leben lang immer sehr gut gebrauchen. Ja, das war eigentlich eine schwere Zeit, aber als Kind empfindet man das ja gar nicht so. Insofern war es eigentlich eine schöne Zeit, viel Freiheit. Problem war, dass meine Mutter Alleinerziehend war und auf der anderen Seite immer gearbeitet hat und ich demzufolge oft alleine war.
Das heißt, ich bin weitestgehend auf eigenen Beinen schon als Kind gewesen. Das war am Anfang noch nicht so schwierig, aber später, als ich dann in die weiterführende Schule gewechselt bin, wurde es zum Problem für mich, weil ich machen konnte, was ich wollte, und das war nicht immer gut. Eine Sache war, dass ich sehr viel Spaß am Fußball gehabt habe.
Interviewer: Fußball ist doch auch ein guter Ausgleich oder etwa nicht?
Berthold Schadek: Eigentlich ja. Ich habe aber immer nur Fußball gespielt, auch dann, wenn eigentlich Schule oder Schularbeiten angesetzt war. Auf beides habe ich keinen Wert gelegt. Das hat sich natürlich dadurch geäußert, dass ich wenig hingegangen bin, Schule geschwänzt habe, wie man dazu sagt. Das ist auf die Dauer natürlich nicht gut gegangen.
Hat sich in den Zeugnissen geäußert. Und letztendlich ist es halt so, wenn man zweimal sitzenbleibt, dann war es das. Insofern war ich zwar nicht dumm, aber ich habe halt dort nichts gemacht und das führte dazu, dass ich dann ohne Schulabschluss die Schule beendet habe. Dann hat man nicht mehr so viele Optionen.
Die erste Option hieß Hilfsarbeiter. Insofern war meine Schulzeit, meine Jugend damit beendet, dass ich Hilfsarbeiter geworden bin. Also nicht so doll.
Interviewer: Das ist wohl das passende Wort. Ja.
Berthold Schadek: War schon doof. Aber als ich diesen Schock dann realisiert habe, ist mir doch ein bisschen der Knopf aufgegangen.
Interviewer: Das war so ein Wachrüttler für Sie?
Berthold Schadek: Ja, es war dann der Wachrüttler. Und dann habe ich dort eine Lehre gemacht in dem gleichen Betrieb. Ich habe Einrichter gelernt, Maschineneinrichter. Das hat mir auch Spaß gemacht. Das ging auch flott. Und da ich ja nicht dumm war, habe ich dann die Lehre auch relativ vorzeitig beendet.
Nebenbei habe ich jedoch immer schon Geld verdient. Das war mir immer wichtig, weil Geld, extra Geld zu haben fand ich wichtig, weil man damit sich etwas kauft oder etwas bekommt, was mir schon als Kind, als Flüchtlingskind besonders wichtig war, nämlich Freiheit.
Interviewer: Das stimmt.
Erfahren Sie im nächsten Teil der Interviewreihe mit Berthold Schadek wie er zum Militär kam und eine Entscheidung bis heute maßgeblich geprägt hat.
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Die Jugendjahre von Berthold Schadek
- Die Jugendjahre: Interview Teil 1 mit Berthold Schadek