Finanzwissen am Mittag

Die Gier und der Irrglaube der Sparer!


Berthold Schadek beschreibt welche zwei Grundmuster des menschlichen Verhaltens maßgeblich die Grundlage für die Auswahl schlechter Berater und falscher Produkte bilden.

Warum es immer Blender geben wird

Interviewer: Warum fallen Anleger immer wieder auf Blender, auf Betrüger rein?

Berthold Schadek: Menschen wollen halt schnell, ganz schnell ganz reich werden und das auch noch ganz bequem. Diese Bequemlichkeit und dieser Zeitdruck, das sind die Triebfedern für die ganzen Probleme. Unsere Aufgabe als Berater muss es deshalb sein, mit dem Mandanten eine Strategie zu erarbeiten, wie er über eine gewissen Zeit seine Ziele erreicht – sicher und zuverlässig.

In der Zwischenzeit hingegen, bis er das gewünschte Kapital gebildet hat, muss er sich gegen Existenzrisiken absichern. Auf der sicheren Seite zu sein heisst: Ausreichendes Kapital aufbauen, um von deren Erträgen leben zu können. Falls ich als Versorger ausfallen sollte, brauche ich in der Zwischenzeit eine Versicherung.

Interviewer: Das hört sich sehr vernünftig an Herr Schadek. Haben Sie diesbezüglich ein Beispiel für mich?

Berthold Schadek: Es ist gar keine Frage, man muss im Alter ausreichend Geld haben, das heisst über laufende Einnahmen verfügen, damit man seinen Lebensabend vernünftig gestalten kann. Dafür braucht man Kapital mit gutem Ertrag. Man braucht keine Versicherung, sondern das erforderliche Kapital. Ich muss nur dafür sorgen, dass das notwendige Kapital vorhanden ist. Falls mir vorher etwas passiert, muss die Familie abgesichert sein. Dafür braucht man aber keine Kapitallebensversicherung sondern eine Risikolebensversicherung. Das ist schon alles.

Und wenn ich jetzt aber ganz schnell ganz reich werden will, dann laufe ich Gefahr, dass ich die falschen Produkte wähle. Man überschätzt, was man in kurzer Zeit machen kann, und man unterschätzt, was man auf lange Sicht erreichen kann. Und darin liegt eine unserer Hauptaufgaben. Den Mandanten Geduld und Disziplin zu vermitteln um somit sicherzustellen, dass sie das Geld, was sie so angespart haben, nicht gleich wieder ausgeben, oder verlieren.

Entsprechende Rücklagen zu bilden, ist ja heute auch so ein bisschen aus der, Mode gekommen, weil man sagt, das Sparen lohnt sich nicht. Was für ein Unsinn. Natürlich ist es nicht so witzig, dass es im Moment keine Zinsen auf Guthaben gibt. Aber so schlimm ist das im Grunde gar nicht.

Geld aufnehmen ist klüger als Geld anzusparen!

Interviewer: Na gut aber bei diesen niedrigen Zinsen könnte man schon der Auffassung sein, Geld aufzunehmen wäre klüger als es anzusparen, oder etwa nicht?

Berthold Schadek: Ich sage Ihnen mal ein Beispiel. Also, manche Leute waren ganz glücklich, es gab Zeiten, da bekam man auf dem Sparbuch sieben Prozent Zinsen. Siebziger Jahre. Sieben Prozent. Heute gibt es null oder 0,01%. Dann ist es schwer zu verstehen, dass die damaligen sieben Prozent weniger waren, als sie es bei 0 Prozent im Moment sind. Das ist erstmal irritierend, aber im Endergebnis zählt letztendlich nur das was real nach Abzug von Kosten, Steuern und Inflation übrig bleibt.

Interviewer: Erzählen Sie weiter, ich bin gespannt!

Berthold Schadek: Das kann man im Kopf rechnen. Die sieben Prozent waren auch damals schon steuerpflichtig. Und übrigens war die Steuer damals höher als heute. Um mal einfach zu rechnen, sagen wir, es wären dreißig Prozent Steuern, dann ziehen wir dann großzügiger Weise nur zwei Prozent ab, dann bleiben fünf Prozent übrig.

Von diesen fünf Prozent musste man aber damals sechseinhalb Prozent Inflation abziehen, macht minus anderthalb Prozent. Heute habe ich praktisch gar keine Zinsen. Dann ziehe ich 1,3 Prozent Inflation ab, habe ich mehr als damals bei sieben Prozent. Wichtig ist es die Dinge mal zu Ende zu rechnen. Die Zinsen für diese Guthaben werden überhaupt überschätzt. Die sind bei genauer Betrachtung vollkommen unwichtig.

Interviewer: Was ist dann Ihrer Meinung nach wichtig? Worauf sollten Anleger achten?

Berthold Schadek: Wichtig sind die Zinsen für den Vermögensaufbau. Das heißt, für die Rendite von Vermögensanlagen, zum Beispiel über Aktien, war und ist vor dreißig, vierzig Jahren ziemlich die gleiche, wie sie heute ist, nämlich in dem Bereich irgendwo zwischen sieben und zehn Prozent. Das hat sich überhaupt nicht geändert.

Gibt es auch heute noch. Warum gucken die Leute alle auf diese null Prozent Zinsen und sind traurig darüber? Dann sollen sie das Geld nehmen und sollen es unters Kopfkissen legen, dann wissen sie wenigstens, wo es ist und laufen nicht Gefahr, dass es also von den Banken veruntreut wird.

Interviewer: Vielen Dank Herr Schadek für diesen Einblick!

Berthold Schadek: Die große Problematik wird erst noch kommen. Aber hierzu mehr zu einer anderen Zeit!

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