Finanzwissen am Mittag

Betrug in der Finanzwelt: Berthold Schadek im Interview


In diesem Interview geht Berthold Schadek auf das Betrugsthema in der Finanzbranche ein. Er klärt über Anlagebetrug auf und wie man diesen bemerken kann.

Interviewer: Sie hatten ja auch schon mal die Thematik aufgegriffen, als Sie gesagt haben, dass ein Freund Probleme bekommen hat, seine Lektion jedoch gelernt hat. Jetzt ist es ja doch auch so, dass in dem Bereich der Finanzbranche, wie in anderen Branchen auch oft betrogen wird, oder viele unterwegs sind, die eher schwarze Schafe sind und das Vertrauen von ihren Klienten auch ausnutzen.

Können Sie mir da etwas dazu erzählen, grundsätzlich zum Bereich Anlagebetrug in Ihrer Branche?

Berthold Schadek: Das ist einfach verführerisch. Also die Frage aller Fragen ist ja, wie komme ich an das Geld anderer Leute? Und viele Menschen meinen, das wäre so schwierig. Meine Erfahrung ist, es ist sehr leicht. Es ist sehr, sehr leicht. Und deshalb ist es natürlich für Leute, die halt beim Charakter nicht ausreichend „hier“ gerufen haben, vergleichsweise verführerisch, Menschen hinters Licht zu führen und an das Geld dieser Menschen zu kommen.

Das ist ja auch keine Sache, die also auf einzelne Bürger beschränkt ist. Wenn man mal die Situation der Immobilienkrise 2008 nimmt und sieht, wie die Banken im großen Stil Menschen mit Produkten hinters Licht geführt haben. Dort waren die Beträge gigantisch und gingen in die hunderte von Milliarden Euro hinein. Und warum sollten andere Menschen, einzelne besser sein als die großen der Branche. Das sind doch auch alles nur Menschen.

Und so ist es also meine Erfahrung seit ewigen Zeiten, es ist nicht so, dass die Menschen so überaus kritisch sind, wie häufig vermutet wird. Auf den ersten Blick ja, aber auf dem zweiten Blick stimmt das nicht. Die Leute wollen, so wie ich auch, gerne glauben. Und diejenigen, die die Technik der Verführung beherrschen, verführen andere Menschen dazu, etwas zu machen, was sie nicht durchschauen. Die Gier beherrscht dann das handeln.

Der elementare Satz lautet: „Wo die Gier herrscht, ist der Verstand im Hintern.“ Und das gilt insbesondere für die Geldgier. Man muss Menschen nur viel versprechen oder viel in Aussicht stellen und sie machen Dinge, die sie mit klarem Verstand nicht machen würden. Aber der Verstand wird durch die Gier praktisch lahmgelegt, blockiert.

Man kann das, glaube ich, sogar messen. Die Menschen vertrauen diesen Leuten Geld an ,weil sie sich davon eben viel versprechen. Ein Klassiker ist beispielsweise die Steuer zu nutzen, um Riesengewinne zu erzielen. Und das beobachte ich nun seit vielen, vielen Jahrzehnten.

Interviewer: Wie meinen Sie das Herr Schadek?

Berthold Schadek: Es gibt einzelne Firmen, die da tolle Modelle auflegen, Abschreibungsmodelle. Die letzte große Abschreibungswelle ging über Schiffe und Medien, wo eben riesige Steuererstattungen in Aussicht gestellt wurden. Diese sind teilweise sogar gekommen. Und dann haben die Anleger diese Steuerersparnisse für teure Anschaffungen verbraucht.

Anschließend hat der Fiskus die Modelle verworfen und die Steuererstattung zurückgefordert. Jetzt sind alle Kunden das Geld los. Dieses Verfahren zieht sich wie ein roter Faden durch die Branche. Das hat schon begonnen, da habe ich von dieser Branche noch gar nichts gewusst. Da wurden riesige Geldanlagen in Afrika den Leuten hier unter steuerlichen Aspekten verkauft. In der Hoffnung auf riesige Gewinne haben die Anleger Gelder überwiesen, einfach aufs Blaue hinaus. Das ist unglaublich.

Interviewer: Warum funktioniert dieser Anlagebetrug?

Berthold Schadek: Die Gier. Das geht schon im Kleinen los. Zum Beispiel mit Versicherungsbetrug. Das ist ja auch nichts Besonderes. Eigentlich sind alle kleine Betrüger, jeder Einzelne. Ich habe zum Beispiel noch keinen 100% steuerehrlichen Menschen kennengelernt.

Es gibt welche, die um Millionen versuchen den Fiskus zu prellen und es gibt eine Menge Leute, die wegen zwanzig oder dreißig Euro Steuerrückerstattung eben bei den Fahrtkosten schummeln. Aber was ist der Unterschied zwischen schummeln und betrügen? Am Ende kommt es doch auf das Gleiche hinaus.

Und so gibt es eigentlich in der Branche relativ einfache Methoden, um an das Geld der Leute zu kommen. Und ich habe mir zur Aufgabe gestellt, bei Firmen, die mir hohe Provisionen anbieten, um uns zu bewegen ihre Produkte vermitteln, immer zu fragen, wie denn genau das Geschäftsmodell ist und wo sie ihre Gewinne erzielen. So frage ich zum Beispiel seit mittlerweile zehn, 15 Jahren fast immer auf der Bank die Bankberater nach dem Geschäftsmodell der Zertifikate.

Interviewer: Und was bekommen Sie als Antwort?

Berthold Schadek: Banken bieten ja die unterschiedlichsten Zertifikate an und regelmäßig frage ich dann: „Können Sie mir mal erklären, wie dieses Zertifikat funktioniert?“ Und ich kann Ihnen versprechen, ich habe bis zum heutigen Tag noch keinen einzigen getroffen in irgendeiner Bank, der mir auch nur ansatzweise erläutern konnte, wie dieses Produkt funktioniert.

Dass es nicht funktioniert, hat sich ja dann bei der großen Krise 20018 herausgestellt, als Leute sehr viel Geld verloren haben. Aber Leute kaufen halt Produkte, die sie nicht verstehen, von Leuten, die nicht wissen, was sie machen. Und dahinter stehen möglicherweise Leute, die die Strippen ziehen und die dort nicht unbedingt ehrenhafte Motive haben sondern nur an das Geld anderer Leute kommen wollen. Und das ist weit, weit verbreitet.

Interviewer: Wie kann man da entgegenwirken Herr Schadek?

Berthold Schadek: Unsere Aufgabe ist es, Beziehungen zu Mandanten herzustellen, die so fest sind, dass er im Vertrauen das macht, weil er weiß, dass das, was wir dort empfehlen, auch selbst so machen würden, weil wir verstehen, was im Hintergrund funktioniert. Und das sind relativ einfache Mechanismen. Und wir müssen es deshalb machen, weil wir sonst riskieren, dass wir die ganzen Verbindungen schädigen.

Interviewer: Sie haben vorhin darüber gesprochen, dass teilweise die Mandanten in der dritten, vierten Generation da sind.

Berthold Schadek: Aber es ist fast unmöglich, die Konstrukte der Finanzprodukte zu durchschauen, weil die Firmen versuchen die Finanzprodukte so zu bauen, dass sie keiner versteht. Das führt soweit, dass sie Produkte bauen, die sie selber nicht verstehen, vor allen Dingen nicht diejenigen, die sie verkaufen.

Da gibt es vielleicht noch einzelne Konstrukteure im Hintergrund, die ungefähr wissen, was sie bedeuten. Aber die Motivation dieser komplizierten Produkte liegt sehr häufig darin, sie so kompliziert zu machen, damit keiner merkt, wo sie das Geld abziehen.

Einer der Gründe, warum ich seinerzeit einen großen Konzern verlassen habe, war, dass dieser Konzern, wie andere auch, die Methodik praktiziert, an die Versicherungsgelder der Kunden zu kommen.

Interviewer: Können Sie mir das erklären?

Berthold Schadek: Lebensversicherungen sind nach dem Gesetz verpflichtet, neunzig Prozent der Überschüsse, die sie erwirtschaften, an die Versichertengemeinschaft auszuschütten. Praktisch führt das dazu, dass die Versicherten sich damit brüsten, dass sie sogar 98 Prozent ausschütten. Das ist aber nur die halbe Wahrheit.

Tatsache ist, dass sie vorher, bevor der Überschuss ausgewiesen wird, durch bestimmte Mechanismen das Geld rausziehen. Und dann können sie natürlich leicht sagen, wir geben 98 Prozent. Aber welcher Kunde kann das durchschauen? Keine Chance. Deshalb ist dieses Thema Betrug, ich sage dazu Betrug auch wenn einige dazu geschickte Konstruktion sagen, allgegenwärtig.

Das passiert überall, bei Banken, bei Versicherungen, bei Immobilien. Überall. Der Kunde braucht jemand, der diese Manipulationen durchschauen kann, der ihm davor schützt. Das sehe ich als unsere Aufgabe an.

Interviewer: Vielen Dank für das Interview Herr Schadek.

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